Frauen in der Musik der Romantik

„Frauen in der Musik der Romantik"

Sie standen im Mittelpunkt eines sehr gut besuchten Liederabends am 20. April im Festsaal des Bezirksamtes Währing in Wien.

Die in Zagreb geborene und in Wien lebende Sandra Wigh Hrašćanec beeindruckte mit ihrem dramatischen Mezzosopran und ihren ausgesprochen stimmungsvollen Interpretationen. Die sehr einfühlsame Klavierbegleitung steuerte der ebenfalls in Wien lebende chinesische Pianist Yu Chen bei. An der Violine war eine Komposition  lang die junge Chinesin Qian Liu zu hören.
Als Veranstalter zeichnete die Österreichisch-Kroatische Gesellschaft (ÖKG) verantwortlich deren Präsident Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (Bundesminister a.D., Abgeordneter zum Nationalrat) die Grußworte sprach und eingangs erklärte, dass das Konzert Teil eines gleichnamigen Projektes und des offiziellen Programms des Kulturjahres Österreich – Kroatien 2017 ist. Die Moderatorin des Abends Dr. Susan Milford (Vorstandsmitglied der ÖKG) erörterte den besonderen Fokus des Abends bzw. des Projektes, das noch durch eine CD-Aufnahme und ein Konzert in Zagreb am 26. Oktober abgerundet wird.
Ein Aspekt ist dabei auf den Schutz, die Bewahrung und Pflege des gemeinsamen Kulturerbes von Österreich und Kroatien, damit auch des Europäischen Kulturerbes, das ein wichtiges Anliegen der Europäischen Union (EU) ist, ausgerichtet. Der zweite Aspekt beleuchtet die Rolle von Frauen als Musikerinnen, wobei hier vor allem komponierende Frauen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden. Sie wurden oft an der Ausübung und Weiterentwicklung ihres musikalischen Talents gehindert, ihre Werke nur selten bis überhaupt nicht aufgeführt. Dennoch gelang es einigen Komponistinnen am Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts sich einen Platz in dem von Männern dominierten Musikleben zu erobern. Umso erfreulicher ist dabei die Tatsache, dass Luisa Erödy Lios, eine gebürtige Wienerin (geb. Drasche-Wartinberg) und Dora Pejačević aus Kroatien zu diesen Frauen zählen. Seit dem ersten Frauentag sind mittlerweile mehr als 100 Jahre vergangen. Die gesellschaftliche, rechtliche und soziale Situation der Frauen hat sich seither grundlegend verändert. Die Bedeutung dieser Veränderung gilt es bewusst zu machen und vor allem auch die Geschichte jener Frauen, denen sie zu verdanken ist.
So stand der erste Liederblock ganz im Zeichen von Luisa Erdödy Lios (1853 – 1924). Ihre Kompositionen wurden zuletzt 1898 im Wiener Musikverein aufgeführt. Kritiker ihrer Zeit bezeichneten Lios u.a. als "eine geniale Komponistin". Sie heiratete nach Kroatien und engagierte sich auch stark im karitativen bzw. sozialen Bereich. So gründete sie z.B. das erste Privat-Krankenhaus „Sanité" in ihrem Anwesen. Diese Einrichtung ist auch heute noch im Schloss von Novi Marof in Betrieb.
Ausschließlich Kompositionen von Richard Wagner (1813 – 1883) standen im Zentrum des zweiten Liederblocks. Der Liederzyklus, bestehend aus fünf wunderschönen symphonischen Liedern, entstanden während seines Schweizer Exils in Zürich und wurde für eine dramatische Frauenstimme geschaffen. Ausschlaggeben dafür war die zwischen ihm und Mathilde Wesendonck (1828 – 1902) entflammte Leidenschaft und Liebe, deren Zukunft allerdings die jeweiligen Ehepartner im Weg standen. Ihre Sehnsucht entlud sich in Folge in Literatur und Musik. Wagner vertonte die Gedichte seiner Muse Mathilde und die beiden Lieder „Schmerzen" und "Träume" dienten ihm zudem als Studien zu seiner Oper „Tristan und Isolde", die eine Revolution in der Welt der Oper auslöste.
Der letzte Liederblock war der kroatischen Komponistin Dora Pejačević (geboren 1885 in Budapest) gewidmet, die ausschließlich deutschsprachige Texte vertonte. Selbst in ihrem Heimatland Kroatien wurde ihr bis vor einigen Jahrzehnten kaum Beachtung geschenkt. Sie starb mit nur 38 Jahren unmittelbar nach der Geburt ihres ersten Kindes 1923 in München. Ihr gebildetes, großbürgerliches Elternhaus förderte ihr schon früh erkanntes musikalisches Talent. Sie studierte in Dresden und München und machte bald schon mit eigenen Kompositionen auf sich aufmerksam. Ihr wurde außerdem auch eine literarische Begabung nachgesagt. Getrieben von unaufhaltsamer Neugier und kreativer Unruhe bildete sie ihre Musikkenntnisse stets auch autodidaktisch weiter. Zahlreiche Reisen und Kontakte mit herausragenden Intellektuellen und Künstlern jener Zeit – mit Rainer Maria Rilke und Karl Kraus verband sie eine enge Freundschaft – befruchteten ihre Kreativität und wirkten sich auch bei der Auswahl der literarischen Vorlagen für ihre Vokallyrik inspirierend aus. Ihr Nachlass umfasst 57 vollendete Werke, die auch zahlreich aufgeführt wurden, sowohl in Kroatien als auch im Ausland.

Fazit: Ein rundum gelungener Liederabend mit einem sorgfältig zusammengestellten Programm, höchst beeindruckenden Darbietungen und ein – auch aus historischer Sicht betrachtet - ausgesprochen wichtiger sowie wertvoller Beitrag zum „Kulturjahr 2017 Österreich-Kroatien"!
Dr. Susan Milford, am 26. April 2017


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